Unsere Reise nach Kampanien
Am 2.Juni 2015 machten wir uns auf den Weg nach Kampanien, um uns über die aktuelle Situation vor Ort zu informieren. Begleitet wurden wir von unserem Schirmherrn, dem BVB Profifußballer Marcel Schmelzer und seiner Frau Jenny. Unser geplantes Tagespensum war vollgestopft mit verschiedenen Stationen in der Region Irpinia, um möglichst alle Kernbereiche unseres Projektes besuchen zu können.
♥ Das Refugium Valleverde AIPA in Atripalda ♥
Nach 2 Stunden Flugzeit und Übergabe eines Mietautos machten wir uns zuerst auf den Weg nach Atripalda zu Angela Luongo, die das dortige kommunale Refugium Valleverde in Atripalda leitet, das sicher schon einigen als unser Projekt AIPA bekannt ist. Dieses Refugium ist das einzige NICHT-privat geführte Tierheim in dieser Region. Es ist eine absolute Ausnahme in einer Gegend, in der es fast ausschließlich profit-orientierte Hundelager gibt, wo man nicht aus Liebe zu den Hunden agiert, sondern nur, um mit ihnen schnell viel Geld zu verdienen.
Das Canile von Angela ist sehr alt und baufällig. Doch überall ist hier die Liebe zu den Hunden zu spüren und das Bemühen, es ihnen so schön wie nur irgend möglich zu machen, ja ihnen eine Art Familie zu ersetzen.
Als wir dort ankamen, zeigte uns Angela erst einmal Bob, den ihr Mann und eine Mitarbeiterin erst vor ein paar Tagen von der Kette befreit hatten, an der er sein bisheriges „Leben“ verbringen musste. Wir erwarteten eigentlich einen verängstigten Hund, doch weit gefehlt. Bob ging schwanzwedelnd auf uns zu und freute sich über jede Streicheleinheit und Leckerli, besonders Jenny hatte es ihm angetan.
Dann machten wir einen Rundgang durch das Refugium, zeigten Jenny und Marcel die Zwingeranlagen und Angela berichtete uns von den Problemen vor Ort und von den Schicksalen der einzelnen Hunde. Alle Zwinger waren sauber, alle Hunde hatten frisches Wasser und wirkten ausgeglichen und waren zugänglich. Angela hatte auch damit begonnen, Sonnensegel über den Zwingern anzubringen, um die Hunde vor der Sonne zu schützen, an vielen Stellen hatte sie große Pflanzkübel mit Büschen und Blumen aufgestellt. Auch unsere Patenhunde schauten wir uns natürlich an. Allen geht es gut, dank der Unterstützung ihrer Paten.
Angela war sehr gerührt.
Die Tatsache, dass sich ein so berühmter Fußballer aus Deutschland die Mühe machte, ihr Refugium zu besuchen und sich für „ihre“ Hunde sogar richtig interessierte und nach ihrem Schicksal fragte, nahm sie im positiven Sinne emotional sehr mit. Denn so etwas ist sie, die hier seit Jahrzehnten für die Rechte der Hunde kämpft, nicht gewohnt. Als Marcel und Jenny sie dann auch noch für ihr Engagement sehr lobten, war sie sehr glücklich.
Ein paar Tage später schrieb sie dazu auf ihrer Facebookseite :
„Marcel und Jenny Schmelzer besuchten in Begleitung von Stefanie und Roland unser kommunales Tierheim in Atripalda und zeigten all ihr Mitgefühl mit unseren dort befindlichen 180 Hunden, die bisher nur Ausgesetztwerden oder Misshandlung erfahren hatten. Als sie wieder gingen, waren sie voller Lob ob des gut gepflegten Zustandes unserer Hunde und ob der guten hygienischen Zustände im Canile. Sie lobten auch unser aller Engagement und unsere liebevolle Betreuung dieser Tiere, denen es sichtlich gut geht. Zustände, die sie in anderen Canili Süditaliens so nicht immer angetroffen haben. Die Liebe dieses Paares zu den Hunden, die sich uns in beeindruckender Selbstverständlichkeit offenbarte, hat uns tief beeindruckt, denn so etwas sind wir von unseren Fußballidolen oder anderen Prominenten eher nicht gewohnt. Wir fühlen uns sehr geehrt von dem Besuch von Marcel und Jenny und danken dafür, diesen unvergesslichen Tag erlebt haben zu dürfen.“
Die Gemeinde kümmert sich leider nicht um das Refugium und bezahlt Angela nur sporadisch mit 84 Cent pro Hund (die letzte Zahlung erhielt sie im Juni 2014!). Insgesamt kommt sie zurecht, aber nur solange keine Notfälle eingeliefert werden, Medikamente gekauft werden müssen oder dringende Reparaturen anstehen. Und Notfälle gibt es hier immer wieder.
♥ Die Fahrt in die Berge Irpinia`s ♥
Nun machten wir uns alle gemeinsam auf den Weg zu Anna Nadia Bascetta nach Altavilla zur Möbelfabrik. Wir waren wieder beeindruckt von der wunderschönen bergigen Landschaft und den doch recht sauber und gepflegt wirkenden kleinen Bergdörfern. Doch wir wussten, welch großes Leid sich hinter dieser scheinbaren Idylle verbirgt.
Und dieses Leid ließ nicht lange auf sich warten.
Nachdem uns Anna aufgelesen hatte, machten wir zunächst eine Tour „Straßenhund-Fütterung“ mit.
Einige der Hunde kamen nicht aus ihren Verstecken, da sie schnell merkten, dass heute nicht nur Anna gekommen war. Doch es reichte, um auch Jenny und Marcel einen Eindruck davon zu verschaffen, was Anna hier tagtäglich leistet, welche enormen Strecken sie bei den Fütterungen regelmäßig abfährt und welch traurige Schicksale man hier antrifft.
Wir sahen viele Hunde, ja ganze Rudel, die hier schon auf Anna warteten und die dank ihr nicht hungern und nicht dursten müssen. Es ist aber furchtbar traurig zu sehen, welches „Leben“ all diese Hunde zu führen gezwungen sind.
Wir haben die große Hoffnung, viele von ihnen auf unserem Oasi Irpinia in Sicherheit bringen zu können, wenn es denn einmal steht.
Danach brachte uns Anna zu Tommaso, einem superlieben und superverspielten Hund, den sie von der Straße gerettet hatte, der schon lange darauf wartet, endlich wieder eine Familie zu haben:
♥ Die Möbelfabrik ♥
Nach der Straßenhundfütterung machten wir uns auf den Weg zur Möbelfabrik.
Hierbei handelt es sich um ein seit langem leerstehendes Fabrikgebäude, das die Tierschützer um Anna Bascetta nutzen, um Hunde in Not in Sicherheit bringen zu können und sie auf Adoptionen vorzubereiten.
Die Zustände dort sind katastrophal.
Wenn man jedoch sieht, mit welcher Liebe und Hingabe sich hier die Tierschützer mit fast nichts in den Händen um die Hunde kümmern, ist man direkt beschämt. Da die Tierschützer kaum Geld zur Verfügung haben, verwendet man einfachste Mittel, um es Hunden so angenehm wie möglich zu machen. Doch die Zukunft der Möbelfabrik ist ungewiss; sie könnte verkauft werden und dann müssten die Hunde alle das Gelände verlassen.
Nun, Jenny und Marcel wurden auf jeden Fall stürmisch begrüßt, vor allem von den Welpen, die Anna und Federica aus dem Canile geholt hatten und die inzwischen eine stattliche Größe erreicht haben. Aber auch Gino, Bernie, Rocchina, Mina und alle anderen waren voller Freude über den Besuch.
Nach 2 intensiven Stunden verließen wir dann alle sehr traurig die Möbelfabrik.
Diese Situation MUSS sich ändern!
Anna Nadia Bascetta berichtete ein paar Tage später vom Besuch von Jenny und Marcel auf ihrer Facebook-Seite :
„Ihr glaubt es nicht? Nun, ich hätte das auch nie für möglich gehalten, aber es ist wirklich passiert…Marcel Schmelzer, Verteidiger von Borussia Dortmund und der deutschen Nationalmannschaft und seine wunderschöne Ehefrau Jenny, kamen uns und unsere Straßenhunde besuchen! Sie haben uns auf einer Fütterungsrunde begleitet, haben unsere Möbelfabrik in Augenschein genommen und das Refugium AIPA und meine Kollegin Angela Luongo in Atripalda besucht. Wir sind unglaublich stolz darauf, diesen wunderbaren Menschen kennengelernt zu haben, der nicht nur im Sport Spektaluläres leistet, sondern den darüber hinaus auch eine große Tierliebe auszeichnet.Wir danken Roland, Stefanie und Susanne, dass sie es uns ermöglicht haben, diesen Tag zu erleben, den wir nie vergessen werden!“
♥ Besichtigung Grundstücke ♥
Angesichts all des Leids auf den Straßen, der katastrophalen Situation in der Möbelfabrik und der unsicheren Zukunft wurde uns allen klar, dass wir so schnell wie möglich helfen müssen und unser Projekt Oasi Irpinia mit aller Macht vorantreiben müssen.
Da wir hierfür aber ein geeignetes Grundstück benötigen, machten wir uns auf den Weg und besichtigten alle gemeinsam zwei infrage kommende Objekte. Das eine schien uns zu klein, beim anderen wird man nun erst herausfinden müssen, ob es an den Verein von Anna verkauft werden kann.
Beide liegen inmitten der grünen Landschaft mit herrlichem Blick und abseits bewohnter Gebäude. Wir sind nun gerade damit beschäftigt, so schnell wie möglich eine Lösung zu finden.
Die Tierschützer vor Ort, allem voran Anna Nadia Bascetta, Federica Sangianantoni und Angela Luongo sind wunderbare Menschen, die ihr Leben der Not der Straßenhunde gewidmet haben. Hilfe bekamen sie bis jetzt kaum.
Aber das wollen wir ändern und ihnen in ihrem Kampf zur Seite stehen.
Das zweite Oasi soll entstehen und ein Zeichen setzen für eine bessere Zukunft der Hunde Kampaniens.
Bitte helfen Sie uns dabei.
Danke von Herzen!
Stefanie, Jenny, Marcel und Roland